Es gibt so ein paar Gerüchte da draußen! Jedes Jahr um Weihnachten gibt es mindestens eine Person, die mir voller Enthusiasmus erzählt, der Aldi Champagner sei eigentlich ein Dom Pérignon. Oder dass der Saint Emilion Grand Cru von Lidl im Grunde ein ganz großer Bordeaux sei. Der Discounter hätte diesen Topwein nur bekommen, weil das renommierte Weingut dieses Jahr Überproduktion hatte.
Das ist natürlich alles reiner Schwachsinn! Große Weine entstehen nahezu immer durch niedrige Hektarerträge und Überproduktion ist dadurch auszuschließen! Die Winzer großer Häuser pflanzen ihre Berge so an, dass die Pflanzen immer so viel wie möglich Energie in die besten Trauben stecken. Dadurch ist der Ertrag pro Rebstock schon begrenzt. Dann gehen sie hin und wählen nur die besten Trauben aus. Das Resultat: Hektarerträge von unter 30hl! Da bleibt also nichts übrig für den Lidl-Wein.
Dazu muss man auch sagen, dass sogar der Second Vin, d.h. der zweite Wein eines renommierten Weinguts, immer noch ordentlich kostet (meist ab 25 Euro). Da er immer nur in geringer Anzahl produziert wird, könnte er höchstens in 5 Discounter-Filialen angeboten werden. Damit nicht Lidl tauglich!
Saint Emilion Grand Cru von Lidl im Weinsnob Test
Genug gemeckert – wie schmeckt das Ding eigentlich? Nicht schlecht! Aber eben auch nicht zum Schwärmen und sicher kein großer Wein! Intensiv rot, fast schon zu dunkel für einen Bordeaux, schimmert diese Cuvée aus Merlot, Cabernet Franc und ein bisschen Cabernet Sauvignon im Glas. Ihre Nase verrät bereits, dass sie doch nicht wirklich mit den Großen mitmischen kann: Dieser Wein ist fast geruchlos!
Erst nach etwa einer Stunde öffnet er sich leicht und ein sehr diskreter, doch interessanter Eindruck von Kreuzkümmel kann gewonnen werden. Geschmacklich ist er mir für einen Roten zu säurebetont. Die Tannine machen sich auch erst mit der Zeit bemerkbar und es gelingt ihnen nicht wirklich, dem Wein eine einheitliche Struktur zu verleihen.
Insgesamt muss ich sagen, dass dieser Saint Emilion Grand Cru aus dem Jahr 2010 Leuten, denen die meisten Bordeaux-Weine zu teuer sind, einen ersten Eindruck von Frankreich vermitteln kann. Allerdings ist er für mich definitiv zu geschlossen in der Nase und geschmacklich nicht ausgewogen genug.
Da präferiere ich fruchtigere Weine aus der Neuen Welt (Casillero del Diablo Cabernet Sauvignon ist da eine gute Wahl) oder günstigere Alternativen aus Südfrankreich, wie Les Dauphins aus dem Côtes du Rhône. Wer in derselben Region bleiben möchte, auf dasselbe Terroir setzt und bereit ist einen ganzen Euro mehr auszugeben, dem empfehle ich den Klassiker schlechthin: Mouton Cadet!
Den Saint Emilion Grand Cru 2010 von Lidl gibt es noch bis Ende der Woche für 8,99 Euro.
Stimmt. Der Wein kostet 9 Euro und mehr ist er auch nicht wert. Also kein Schnäppchen! Habe ihn 09/2014 verkostet.
Im nachhinein würde ich sogar sagen, dass der Wein weniger als 9 Euro wert ist. Lidl hat so viele bessere Flaschen im Angebot.
Es ist bestimmt kein Spitzenwein, jedoch finde ich das hier das Preis Leistungsverhältnis auf jeden Fall stimmt. Ein Wein muss zunächst atmen um seinen Geschmack zu entwickeln, und nach sorgfältiger Dekantierung ist dieser Grand Cru nach ca. 90 minuten nicht zu verachten, jedenfalls nicht für den Preis. Es ist ja zu Bedenken, das nicht jeder immer 50€ um ein Wein zu kaufen.
Die hier angebrachten Argumente sind nicht nur lächerlich, sondern entbehren jeglicher guter Grundlage-
Wie im oberen Kommentar bereits angegeben ist der Lidl Saint Émilion nicht diese 9 Euro Wert. 50 Euro muss man in der Tat gar nicht ausgeben. Aber man muss erkennen, dass dieser Wein auch nicht mit anderen Flaschen in einer vergleichbaren Preisliga mithalten kann. Wir testen dauernd Supermarktweine und sind es somit gewohnt günstige Weine zu trinken. So hoch ist der Anspruch also gar nicht.
Die Flasche (2013) ein Geschenk, selbst kaufe ich seltener französische Weine, habe ich ein wenig im Internet gestöbert und diese Seite gefunden. Neuen Wein probiere ich frisch aus der Flasche und dann ca. alle 30 min. Dabei ergeben sich manchmal erstaunliche Unterschiede, soweit gebe ich “kr Toledo” recht.
Für mich kein Wein, den ich mir kaufen würde (für den Preis gibt es bessere – und ja, Geschmackssache ;). Dafür schmeckte er mir (die ganze Zeit) zu “geradeaus” und, wie oben betont auch bei meiner Flasche, zu säurebetont. Nicht sauer, aber auf der Zunge dominierend.
Ich schätze, den Rest der Flasche gönne ich mir zu einem mediterranen Gemüseauflauf mit Spätzle. Dafür dürfte dieser Wein ein gute Begleiter werden – Santé!
04/2018
(Ich bin kein Kenner, aber Genießer, “Zuckerlos”-Trinker seit 30 Jahren, Liebhaber von Tee, Rotwein, Single-Malt,… 😉