Wer kennt sie nicht, die schlichten Flaschen der Gallo Family Vineyards? Die Gallo Weine zieren doch jedes Supermarktregal im deutschen Lande. Dabei steht das Traditionsweingut aus Modesto, CA für weit mehr als simple Weine. Es prägte weitgehend die Geschichte des amerikanischen Weinbaus mit.
Durch smart Entrepreneurship an die Spitze
Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen dem europäischen und amerikanischen Winzer. Baut der Franzose oder Spanier bereits seit 7 Generationen Reben an, tut er dies aus Tradition, wobei bei vielen die lokalen Spezifitäten im Mittelpunkt stehen. Ganz anders der Amerikaner. Da ihm die Tradition weitgehend fehlt, konzipiert er seinen Wein nach dem eigenen Geschmack und nach den Anforderungen des Marktes.
Der amerikanische Wein ist an erster Stelle ein Konzept, ein durchdachtes Produkt! Dies hatten Ernest und Julio bereits 1933 verstanden, als sie ein Jahr nach dem Ende der Prohibition ihre Winery gründeten. Gallo Weine sollten an erster Stelle die steigende Nachfrage nach günstigen Jug Wines erfüllen. Auch wenn es bis zum großen Durchbruch noch mehr als 20 Jahre dauern sollte, zeugte diese frühe Erkenntnis vom vorausdenkenden Charakter der Brüder.
Thunderbird: Das erste Getränk für den afro-amerikanischen Markt
Bereits 1957 sah Ernest Gallo voraus, dass den schwarzen Amerikanern mit der Zeit immer mehr politische Rechte und bessere Jobs gewährt werden würden. Dadurch würde auch deren Kaufkraft steigen. So entwickelte er Thunderbid, das erste alkoholische Getränk für eine bisher völlig vernachlässigte Zielgruppe: Afro-Amerikaner!
Thunderbird, das man auch heute noch vielerorts kaufen kann, war im Grunde kein richtiger Wein, sondern ein stark-alkoholisches Mischgetränk (21 %!!!) aus Porto und Zitronensaft. Das neue Produkt schlug ein wie eine Bombe und bereits im ersten Jahr wurden rund 121 Mio Liter verkauft.
Gallo Wein setzt sich durch: Der Schritt zum sortenreinen Ausbau
Mit dem Erfolg ihres Mischgetränks verbesserte sich die finanzielle Situation der Gebrüder Gallo schlagartig, wodurch es ihnen möglich war, verschiedene Weingüter in der Region zu akquirieren. Dabei folgten sie nicht dem damaligen Hype rund um Napa Valley (wie Robert Mondavi), sondern setzten alles auf das angrenzende Sonoma County (heute eines der prestigeträchtigsten Weinanbaugebiete der USA).
1977 kauften sie die Frei Ranch, von der sie bereits seit der Gründung des Unternehmens Trauben bezogen. Mit der wachsenden Größe ihrer Firma, war es den Brüdern möglich, mit dem Gallo Wein stärker auf Qualität zu setzen. 1981 brachten sie den ersten in Barrique ausgebauten Chardonnay auf den Markt. Für die Einstiegsweine der Gallo Family Vineyards und deren Upgrade Turning Leaf entschied man sich für den sortenreinen Ausbau europäischer Rebsorten, wie Chardonnay, Merlot, Cabernert Sauvignon und den kalifornischen Klassiker Zinfandel.
Gleichzeitig wurden bereits etablierte Marken, wie Alamos (Weine aus Südamerika) und Barefoot aufgekauft. So beinhalte das Unternehmen heute weit mehr als den Gallo Wein aus Sonoma. Es bietet Flaschen aus der ganzen Welt unter verschiedenen Labels an. Kritiker werfen der E & J Gallo Winery vor, simplen Industriewein zu keltern, doch vergessen dabei, dass gerade die Massenherstellung den amerikanischen Wein weltweit zugänglich und bekannt gemacht hat.
Die Gallos, heute mit Matt und Gina in der 3. Generation, setzen aber auch auf Nachhaltigkeit. So wurde ihr Weingut, als erstes in den USA überhaupt, mit dem weltweit anerkanntem Umweltschutz-Zertifikat ISO14001 ausgezeichnet. 2011 hielten die Gallo Weine in den USA 22% des gesamten Marktanteils. Weltweit werden jährlich etwa 900 Millionen Flaschen in über 90 Ländern verkauft. Damit ist das Unternehmen aus Modesto zum größten Weingut der Welt aufgestiegen.
Welcher Gallo Wein gefällt mir am besten?
In Deutschland stehen die Gallo Weine primär für Supermarktwein. So habe ich für diesen Blog nahezu alle Flaschen der Reihe Gallo Family Vineyards verkostet. Welches ist nun der beste? Persönlich hat mir der Gallo Zinfandel am meisten zugesagt, weshalb ich ihn auch als Datewein bezeichnet habe.
Der Cabernet Sauvignon war mir etwas zu standardisiert, d.h. nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Was mich allerdings gestört hat, ist der Preis der Flaschen! Obwohl der Zinfandel einer deutlich höheren Qualitätsstufe angehört als z.B. der Beaujolais Nouveau ähnliche Summer Red oder der Moscato (auf dem Etikett steht lusciously sweet, meine Fresse!), kosten alle Gallo Weine 4,99.
Der Gallo Zinfandel Rosé ist ebenfalls nicht herausragend. Damit will ich nicht sagen, dass man die beiden letzten Weine nicht trinken darf. Da ich mit dem White Zinfandel Erinnerungen eines Abends am Rande des Yellowstone National Parks verbinde, hege ich für manchen Zechwein sogar heimliche Sympathien. Dennoch wäre eine leichte Preisdifferenz durchaus angebracht!
Wichtige Info: Ich habe mal in einem Weinforum behauptet, die Weine von Gallo wären vegan. Das war leider ein Fehler von meiner Seite, denn diese Info ist schlichtweg falsch.
Wer jetzt Lust auf Gallo Weine bekommen hat – Amazon hat nicht nur Flaschen von Gallo selbst, sondern auch fast alle Weingüter der Gruppe im Angebot.