Ein Jahr ist es her, dass ich mein Buch über den Luxemburger Wein geschrieben habe. Nun war es für mich an der Zeit, einmal nicht über Supermarktwein zu schreiben. Aus diesem Grund findet ihr hier alle Fakten, die man über die Weine des kleinen Landes wissen sollte.
Luxemburger Wein: Eine zweitausendjährige Geschichte
Es fing alles an mit den Römern, die nach ihrem Siegeszug durch Gallien auch in das nördliche Moseltal vorstießen. Sie brachten die Rebsorte Vitis Alba mit, welche heute noch hier zu finden ist. Nur nennen wir sie Elbling.
Im Mittelalter, übernahm die Kirche, wie überall in Europa den Weinbau, weil sie den Wein für ihre Messen benötigte. Da die Klöster sich nicht auf das Moseltal beschränkten, wurden auf einmal auch in den anderen Gebieten des Landes Reben angebaut. Ein letztes Überbleibsel davon ist ein ganz kleiner Weinberg im Stadtzentrum, wo heute noch Wein für die Veranstaltungen der Gemeindeverwaltung hergestellt wird.
Im 19. Jahrhundert, nach der Unabhängigkeit des Landes, wuchs der Luxemburger Weinbau zu der zweitwichtigsten Branche heran (direkt hinter der Eisenindustrie). Anders als heute, setzten die Winzer noch nicht auf Qualitätswein, sondern sorgten sich an erster Stelle um die Quantität. Ihr Produkt, Grundwein, verkauften sie in Deutschland an die großen Sekthäuser. Da die Nachfrage mit der Industrialisierung des Ruhrgebiets und dem Sieg über Frankreich im Jahre 1878 derart groß war, wurde auch der Basiswein aus Luxemburg teuer verhandelt und einige Winzer schafften es zu außerordentlichem Wohlstand.
Nach dem Ersten Weltkrieg wollte Luxemburg nichts mehr mit Deutschland zu tun haben. Diese politische Entscheidung hatte allerdings schwere Folgen für die Weinwirtschaft, da so der gesamte ehemalige Absatzmarkt wegfiel. Neue Partnerländer mussten her. Man entschied sich für Belgien, doch es dauerte mehr als 30 Jahre, bis man sich langsam von der Krise erholt hatte.
Luxemburger Wein stand lange nicht für Qualität. Erst in der Nachkriegszeit wurde ein nationales Qualitätslabel, die Marque National eingeführt. Nach französischem Vorbild der AOC wurden nun die Luxemburger Weine in verschiedene Kategorien unterteilt: von Vin de Table bis Grand Premier Cru.
Neben dem staatlichen Prädikatssystem, haben einige der an die 50 Privatwinzer eigene Qualitätslabel gegründet, welche noch strengerer Kontrolle unterliegen. Als erstes entstand die Charta der Domaine et Tradition, welcher heute 8 Weingüter angehören. 2007 gründete die Föderation der Privatwinzer ihr eigenes Label. Alle Winzer des Verbands können eine bestimmte Anzahl Flaschen für die Zulassung dieser Charta einreichen, wobei diese dann von einem unabhängigen Gremium von (ausländischen) Weinexperten bewertet wird. Kein Wunder, dass die Charta der Privatwinzer für hervorragende Qualität steht.
Heute ist Luxemburg in den Nachbarländern noch immer nicht wirklich für seinen Wein bekannt, doch das Resultat kann sich wirklich sehen lassen. Man sagt zwar immer, dass im Großherzogtum alles teuer sei, dies gilt aber nicht für den Luxemburger Wein. Im Allgemeinen kann man in Luxemburg nämlich einen sehr guten Riesling für 9 Euro kaufen, den deutsche Winzer für mindestens 12 verschachern würden. Aus diesem Grund ist es auch wenig verwunderlich, dass immer öfter luxemburgische Flaschen bei internationalen Wettbewerben Medaillen gewinnen.
Luxemburger Schaumwein: Die Erfolgsgeschichte des Crémants
Auch wenn man bereits in den 1960ern mit der Qualitätsanhebung der Luxemburger Weine begonnen hat, zeugt wohl kein anderes Produkt so stark von dieser Entwicklung wie der Crémant de Luxembourg. Die Herstellungskriterien sind sehr streng und werden vom Staat überwacht. Der Crémant wird nach französischem Vorbild gekeltert. So muss die zweite alkoholische Gärung in der Flasche, nach der méthode traditionelle (wie in der Champagne) stattfinden. In Deutschland wird der Crémant hauptsächlich mit der Loire-Region verbunden und gilt als billige Alternative zum Champagner. In Luxemburg (dem einzigen Anbaugebiet außerhalb Frankreichs, das diese Bezeichnung führen darf) ist der Crémant seit seiner Einführung 1991 mehr und mehr zu einem vollwertigen Gegenmodell herangewachsen. Auf allen Staatsbanquets wird er mittlerweile ausgeschenkt. Dazu ist er nie wirklich teuer: Die meisten Winzer bieten ihn bereits für 9 bis 12 Euro an, was eigentlich viel zu günstig ist. Wer in Luxemburg zu Freixenet greift, ist selbst Schuld.
Luxemburger Weinbau in Zahlen (Stand: 2011)
Totale Anbaufläche: 1274 ha
Rebsorten in Luxemburg
Rivaner (Müller-Thurgau) | 27 % |
Elbling | 8% |
Auxerrois | 15% |
Pinot Gris | 14% |
Riesling | 13% |
Pinot Blanc | 12% |
Pinot Noir | 8% |
Gewürztraminer | 2% |
Chardonnay | 1% |
Andere | 1% |
Weinexport Luxemburgs
Belgien | 72% |
Deutschland | 24% |
Rest der Welt | 4% |