Valpolicella Ripasso 2011

Valpolicella Ripasso Lidl
Der Ripasso von Lidl

Gibt es einen guten Wein von Lidl? Ganz klar: dieser Valpolicella Ripasso 2011! Nach dem Chianti Piccini ist dieser Valpolicella Ripasso erst der zweite Italiener auf der-weinsnob.de. Dies überrascht mich selbst, da ich die italienischen Weine liebe (was u.a auch an meiner persönlichen Sympathie für das Land liegt, so ehrlich muss ich hier wohl doch sein!). Kommt der Chianti aus Toskana, somit Mittelitalien, entschied ich mich nun für einen Tropfen aus dem Norden. Nächstes Mal ist dann eine Flasche aus dem tiefen Süden dran.

Das Anbaugebiet Valpolicella im Umland von Verona tendiert dazu leichtere Rotweine herzustellen. Um die Produktpalette zu vervielfältigen, wurde das Ripasso Verfahren erfunden: der Wein wird ein zweites Mal gegoren (ripasso=neu gegoren), wodurch bukettbetonte Weine entstehen, die deutlich mehr Charakter haben. Diese Methode wird ebenfalls beim weltberühmten Amarone angewandt, doch der ist deutlich teurer (und meist auch besser). Man kommt nicht drum rum es zu zugeben: die meisten Ripasso Weine können dem Amarone nicht das Wasser reichen. Sie sind oft fader und der Geschmack hält nicht ansatzweise so lange an (daselbe gilt ebenfalls für Doppio Passo Weine aus Süditalien). Es gibt jedoch immer wieder Ausnahmen und man findet diese oft dort, wo man sie am wenigsten erwartet: bei Lidl.

Wie gesagt, dieser Valpolicella Ripasso 2011 fand ich im Lidl! Seine intensive, dunkelrote Farbe verführt das Auge. Jetzt denkt ihr: wieder so ein Lobgesang vom Weinsnob. Der findet doch alle Weine gut. Doch dieser hier, ließ mich dann doch kurz zweifeln. Denn im Geruch dominierten klar modrige Blätter und davon bin ich nicht so ein Fan (jetzt bin ich bei allen Connoisseurs alter Rotweine unten durch). Wer diese Gerüche ebenfalls nicht mag, sollte den Wein einfach vorab karaffieren.

Allerdings, wie so oft, veränderte sich seine Nase mit der Zeit (und nach frequentem Schwenken im Glas). Doch es dauerte schon eine ganze Weile, bis die rote Früchte zum Vorschein kamen. Sind seine Aromen zu Anfang eher gewöhnungsbedürftig, ist er im Geschmack eine Ballerina. Im Eichenholzfass ausgebaut, weich auf der Zunge, samtige, doch unverkennbare Tannine, nicht schwer, doch vollmundig: die Ausgewogenheit in Person!

Man hat mir gesagt, ich sollte klarer werten. Also mache ich das: Dieser Valpolicella Ripasso 2011 ist ein hervorragender Wein, der mit seinen 13,5% Prozent Alkohol 2011 für (fast) kein Gericht zu leicht ist und doch zu einfachen Pasta Rezepten passt. Der Wein sieht, schmeckt und wirkt auch deutlich teurer als er eigentlich ist. Er ist also das perfekte Geschenk (für alle Geizigen unter uns, die trotzdem gerne einen auf Generoso machen wollen).

Gut zu wissen, dass er bei Lidl nur 6 Euro kostet! (Wahrscheinlich eine Info, die man dann besser für sich behält.)

6 Comments

    • Der Fehler liegt ganz klar bei mir. Ich habe da wohl bei der Überschrift nicht aufgepasst.
      Was die Bewertung betrifft, kann ich garantieren, dass Lidl-Weine, genau wie bei jedem Supermarktwein auch, jedes Jahr sehr vergleichbar sind. Diese Flaschen werden auf eine Weise produziert, dass der Geschmack über die Jahre gleichbleibend ist.
      Von daher gilt: Wenn einem der Wein einmal schmeckt, kann man ihn jedes Jahr wieder kaufen!

  1. habe gerade eine Flasche geöffnet vor mir (allerdings einen 2013er) und muss nach dem 1. Schluck sagen viel zu sauer, von Geschmack/Genuss überhaupt keine Spur.
    Ich bin Neueinsteiger und das war mein 1. und wahrscheinlich letzter Kauf aufgrund des Blogs.
    War am Wochenende auf einer Weinmesse in München und habe dort einiges schmackhaftes getestet und auch ein leckerer Asti (der hier ja auch zerrissen wird) war da dabei.

    • Hallo Joe,

      Geschmäcker sind halt unterschiedlich. Ein Valpolicella ist immer etwas säurebetonter (ein Wein ist übrigens nie wirklich sauer).
      Wenn dir solche Weine nicht gefallen, findest du sicherlich mehr Gefallen an Weine aus französischen Rebsorten. Hier würde ich auch Weine aus Übersee empfehlen, da sie oft fruchtig schmecken und für Neueinsteiger einen guten Anfang bieten.

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